Ernst Debes wurde im Juni 1840 in Neukirchen geboren. Sein Vater August Debes war Kantor und Lehrer in der Gemeinde, die zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha gehörte. Debes besuchte das Gymnasium in Eisenach, wo er sich vor allem für Mathematik und Zeichenkunde begeisterte. Nach der Schule lernte Debes zunächst Vermessungswesen, darauf aufbauend wollte er Kartograph werden. Dafür gab es in seinen Augen nur einen geeigneten Ort: Gotha. Die beschauliche Residenzstadt war damals dank des Perthes-Verlages ein Mekka der modernen Kartographie.
Ausbildung im Weltzentrum der Kartographie
Anfang des 19. Jahrhunderts herrschte in Europa ein regelrechtes Entdeckungsfieber. Angeregt von den Forschungsreisen Alexander von Humboldts begann man unter reger öffentlicher Teilnahme, die Welt wissenschaftlich neu zu entdecken und in Form von Karten zu vermessen. Von diesem Wissensdrang profitierte der Perthes-Verlag in Gotha. Gegründet 1875 von Justus Perthes, machte er sich zunächst mit dem Gothaischen Hofkalender einen Namen. Der “Gotha” erschien jährlich und war eine Art Lexikon zu den Herrschaftshäusern Europas mit genealogischer Übersicht und statistischen Angaben zu den wichtigsten Ländern der Welt. Anfang des 19. Jahrhunderts stieg Perthes in den vielversprechenden Markt der Karten und Atlanten ein. Schnell erwarb sich der Verlag weltweites Ansehen, indem er Werke bekannter Kartographen herausgab, etwa den Handatlas von Adolf Stieler, der im frühen 19. Jahrhundert auch in Gotha wirkte.

Mitte des 19. Jahrhunderts gelang Perthes der nächste Coup: Der umtriebige, international bekannte Kartograph August Petermann wurde verpflichtet. Er hatte zuvor in London einen eigenen Kartenverlag geführt und war in der Szene der Geografen und Forschungsreisenden bestens vernetzt. Kaum in Gotha, rief er die “Geographischen Mitteilungen” (seit dessen Tod 1878 “Petermanns Geographische Mitteilungen”) ins Leben. Sie erschienen monatlich und entwickelten sich rasch zu einer Pflichtlektüre für die Fachwelt und für ein allgemein interessiertes Publikum gleichermaßen. Was die Zeitung so besonders machte, war ihre Aktualität. Dank der ausgezeichneten Kontakte von Peterman veröffentlichten viele Forscher ihre Reiseberichte und Entdeckungen als erstes in den “Mitteilungen”, illustriert mit Karten aus dem Hause Perthes.
In diesem produktiven Umfeld lernte Ernst Debes das Einmaleins der Kartographie. Als er seine Ausbildung unter Petermann abgeschlossen hatte, arbeitete er zunächst weiter für den Perthes-Verlag.1868 folgte dann der Abschied aus dem Weltnest Gotha. Debes zog nach Paris, wo er an der Neufassung des Schulatlasses von Adolf Stieler mitarbeitete.
Erfolgreicher Kartograph und Verleger
Im Jahr 1872, mit etwas mehr als 30 Jahren, wagte Debes schließlich den Schritt in die Selbständigkeit. Damals stieg Debes in den Kartographieverlag in Darmstadt ein, den er nach kurzer Zeit zusammen mit dem Sohn des Inhabers Heinrich Wagner gänzlich übernahm. Zu ihren wichtigsten Kunden gehörte der Verlag von Karl Baedeker, der sich mit seinen Reiseführern einen Namen gemacht hatte. Das Kartenmaterial in den Büchern erstellte Debes.

Als der Baedeker-Verlag 1872 seinen Sitz von Koblenz nach Leipzig verlegte, siedelte auch die Firma von Debes und Wagner um. In den folgenden Jahren nutzte der Verlag geschickt den öffentlichen Erdkundeboom und erschloss sich neue Geschäftsfelder. Neben Karten für Baedeker erarbeitete Debes mit großem Erfolg geografische Schulmaterialien wie Atlanten und Wandkarten für den Unterricht. Zugleich erstellte Debes 1895 einen Handatlas, der in mehreren Auflagen erschien und in etliche Sprachen übersetzt wurde.
Als Kartograph beschäftigte sich Debes aber nicht nur intensiv mit der Erde. Ebenso war er vom Mond fasziniert und veröffentlichte einen kunstvollen Atlas mit Darstellungen der Mondoberfläche und -phasen.
Ernst Debes starb am 25. November 1923 in Leipzig. Um seine Verdienste zu würdigen, benannte die Internationale Astronomische Union (IAU) 1935 einen Mondkrater nach Ernst Debes.